Turkmenistan - Mitte August
Vorab müssen wir erwähnen, dass es zum Durchqueren von Turkmenistan nur zwei Möglichkeiten gibt. Entweder man bucht eine geführte Tour über eine Agentur oder man beantragt ein 5 Tages Transit-Visum. Doch bei der Beantragung des Transit-Visums wurden dieses Jahr viele, auch nicht Radreisenden, kommentarlos abgelehnt oder mussten Ewigkeiten überhaupt auf eine Rückmeldung warten. Daher sind einige Radler, gezwungener Maßen vom Iran nach Tadschikistan geflogen.
Unsere Beantragung in Hamburg hat glücklicherweise geklappt.
Grenzübertritt
Nachdem wir gestern noch einen netten Abend zusammen mit Arne hier im Hotel hatten befinden wir uns jetzt auf dem Weg zur Grenze nach Turkmenistan. Etwa 800m legen
wir zurück und dann sind wir auch schon aus dem Iran ausgereist. Endlich darf ich ich mich wieder anziehen wie ich will, aber vorerst heißt das lediglich, dass ich mich meines Kopftuches
entledigen kann. Wir radeln auf das turkmenische Grenzgebäude zu und müssen natürlich als erstes wieder unsere Pässe vorzeigen. Doch zu aller erst bekomme ich, als Frau und dazu noch vor den
Jungs, einen lockeren Handschlag zur Begrüßung (etwas irritiert erwidere ich jenen, da ich es einfach nicht mehr gewohnt bin).
Danach heißt es dann: Dokumente ausfüllen, Gesundheitscheck, warten, Fingerabdruck, Foto, Vorgang bezahlen, wieder warten, alle Taschen durchleuchten lassen (aber
nur einer nach dem anderen inkl. Taschenkontrolle) und wieder warten da das Fließband gereinigt werden muss. Manno man, die ganze Prozedur dauert geschlagene 4 Stunden.
Wüste
Es ist 13:00 als wir uns auf unsere Räder schwingen. Zuvor haben wir noch Geld getauscht und unsere Wasservorräte aufgefüllt. Arne fährt uns schnell davon und somit
radeln wir allein mit Emma und Emil durch die Wüstenlandschaft. Es ist heiß und sandig, zwischendurch ganz plötzlich sehr schwül, was an den Baumwollfeldern liegen muss. An einem Kiosk treffen
wir Arne wieder und eine Kamel Herde kommt des Weges. Wir beschließen uns nach weiteren 40km zum Zelten zu treffen. Am Ende des Tages haben wir tatsächlich 90km auf dem Tacho und beenden den Tag
mit einem gemeinsamen Abend mit Arne.
Nach dem Frühstück schieben wir unsere Räder wieder auf die Straße und fahren los. Schnell sind wir wieder nur zu zweit und es geht durch heiße und karge
Landschaften. Der Tag verläuft unspektakulär und ohne nennswerte Zwischenfälle.
Inzwischen ist es Abend und wir sind gerade dabei den Footprint auszubreiten als ein freundlicher Herr des Weges kommt und uns entschuldigend erklärt, dass wir hier
nicht zelten können, da es sich um ein Privatgelände handelt. Das ist tatsächlich in 5 Monaten das erste Mal, dass wir quasi weggeschickt werden. Ein bisschen weiter finden wir dann aber am Rand
einer Kuhweide ein kleines aber leider sehr mückenlastiges Plätzchen.
Von Mary nach Türkmenabat
Unsere Nacht war ganz gut und wir machen uns auf nach Mary um von dort mit dem Zug zu fahren. Wir sind viel zu früh um Tickets zu kaufen also drehen wir noch eine
Runde über den Markt wo wir von einer Verkäuferin çay ausgegeben bekommen. Überall laufen Frauen in hautengen und knallbunten Kleidern herum. Eine völlige Reizüberflutung nach all dem schwarz im
Iran. Da es in Turkmenistan kein WLAN gibt fahren wir zu einem "Internet Cafe" um kurz die wichtigsten Dinge erledigen zu können.
Den Rest der Zeit schlagen wir am Bahnhof tot, wobei wir die Bekanntschaft mit dem übelsten Klo unser bisherigen Reise machen (hätte aber echt nicht sein
müssen)
Als der Zug einfährt halten wir nach dem Gepäckwagen Ausschau, dieser ist zum Glück besser als die kleinen Wagennummern zu erkennen. Wir rollen hin und müssen erst
einmal warten weil allerlei große, wie auch kleine Dinge ausgeladen werden. Als wir endlich dran sind, muss es natürlich mal wieder alles gaaaanz schnell gehen. Wir wuchten unsere schweren
Drahtesel hinauf und Stefan verschnürt sie noch ordentlich fest. Doch dann werden wir nach dem Beleg /dem Ticket für das Gepäck gefragt. Die Frau am Ticketschalter hat es anscheinend nicht für
nötig gehalten uns diese zu verkaufen, geschweige denn uns daraufhin zu weisen. Daher sollen wir jetzt hier vor Ort einfach so, irgend jemanden bezahlen ohne irgendein Beleg zu erhalten. Mal
wieder ein sehr komisches Gefühl. Aber wie ging das noch? Ach ja: Vertrauen hieß die Devise!
Aus eigener Dummheit, haben wir vergessen zu Fragen, wie lang der Zug denn eigentlich fährt. Im Abteil angekommen, es ist ein Schlafwagen, fragen wir etwas
skeptisch unsere Mitreisenden. Was? 6 Stunden für 200km!!! Okayyyyyy, darauf waren wir jetzt nicht eingestellt. Das muss erstmal verdaut werden. Wir legen uns in die Kojen und lassen uns in den
Schlaf ruckeln. Angekommen, bekommen wir auch tatsächlich unsere Räder problemlos wieder. Zum Glück wussten wir, dank Marc & Peter zu welchem Hotel wir müssen. Dies ist auch schnell gefunden
und in unserem riesigen Appartement richten wir uns, in Anlehnung an den Iran, mit einem Bettenlager auf dem Boden im Wohnzimmer ein, da die Betten hier genauso alt sind wie das
Gebäude.
Tag 4+5
Wir waren schon auf dem Markt, haben eine skurrile Geldtausch Geschichte hinter uns und ich bringe gerade die Wäsche zum trocknen nach unten. Doch wen sehe ich da
an der Rezeption? Arne, der tatsächlich die gesamte Strecke geradelt ist, checkt gerade ein! Am frühen Abend versuchen wir noch gemeinsam was zu Essen zu finden. Unsere Ausbeute fällt etwas
gering aus, so dass wir den Tag noch mit einem zweiten Snack auf dem Balkon ausklingen lassen. Und morgen früh wollen wir dann gemeinsam zur Grenze nach Usbekistan fahren und damit sind unsere 5
Tage auch schon wieder vorbei!
Lena
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Viola (Freitag, 06 Oktober 2017 15:48)
Meine Güte, Lena, die roten Flipflops leben ja immer noch! Ich glaub, die hab ich mal von Bettina bekommen...
Viola (Freitag, 06 Oktober 2017 15:59)
PS. Toll, dies ganzen bunt gekleidedeten Frauen, mit und ohne Kopfbedeckung. Steht irgendwie krass im Gegensatz zu der doch anscheinend eher kargen Landschaft des Landes.