Übernachtungspoker

Ost - Tibet 23.11.2017

 

Unsere Nacht war eiskalt und wir wachen im gefrorenen Zelt und mit Schnee auf unseren Mützen auf. Auch dem Kocher waren die - 10C° heute morgen zu kalt und so warten wir eine knappe Stunde auf unser Frühstück. 

 

Darauf folgt ein schöner Radltag durch etliche Graslandschaften. Nur leider mit viel zu viel neu gebautem Zaun und einer Mittagspause in einer viel zu kalten Suppenküche.  

 

Früher Abend 

Es ist mal wieder Zeit sich um ein Nachtlager zu kümmern. Wir werfen noch einmal einen Blick auf die Route und das Höhenprofil. Noch 10km inkl. einem kleinen Berg bis zu einem Restaurant und einem Dorf mit undefinierbarer Größe. Um uns herum ist alles eingezäunt, sprich schwer bezeltbar. Der vergangene Tag lässt auch keine Besserung erwarten und die Dämmerung lässt auch nicht mehr lange auf sich warten. Wir entscheiden uns heute mal zu pokern und wollen noch den kommenden Pass überwinden um dann (sicherlich im dunkeln) das Restaurant anzusteuern und zu hoffen, dass wir auf die richtige Karte gesetzt haben. 

Es wird rasant dunkel und somit eiskalt, als wir den Pass erreichen zeigt unser Tacho -8C° an. Brrrr... Das wird hart, denke ich und es wird wirklich hart. Wir sausen in die Dunkelheit hinunter mit satten 35km/h. Also Minus-Temperaturen und eisiger Fahrtwind. Eine echt kalte Wand, die einem ins halb maskierte (ganz geht ja leider aufgrund der Brillen und ihrer dummen Eigenschaft zu beschlagen, nicht) Gesicht knallt. Auch die Finger haben absolut keine Chance, von den Füßen mal ganz abgesehen. Aber anhalten wäre absoluter unfug, also bleibt nur die Zähne aufeinander zu beißen, die Bremshebel so gut es geht anzuziehen um nicht zu noch schneller zu werden und bei den ganzen kalten Gedanken die dunkle Straße und die Autos im Auge zu behalten. 

 

Truckstop  

Das eingezeichnete Restaurant (bei MapsMe kann und sollte man sich nicht auf solche Angaben verlassen) gibt es tatsächlich und es ist zudem auch noch größer als fast alle unserer vergangen Suppenküchen. 

Nach einigen Missverständnissen werden wir vom einem Mann in unserem Alter hinein und direkt an den Ofen gebeten. Mit warmem Tee in den tauben und zitternden Fingern, den Knien möglichst dicht unter dem Ofenrohr, noch in voller Jacken-Montour und mit Mützen auf, versuchen wir mit der Übersetzungs-App zu fragen ob wir hier irgendwo nächtigen können. Der Mann ist sich nicht sicher ob das Hotel offen hat und wir erwidern, dass wir lediglich einen Boden benötigen, Schlafsäcke und alles andere haben wir... Da erwidert jener promt: "Ihr könnt hier schlafen".  Check!  Also doch auf die richtige Karte gesetzt. Freu! 

 

Okay dann kann ich jetzt auch meine Mütze absetzen und wir können zudem auch noch was zu essen bestellen.  

Langsam tauen wir auf, das Essen war lecker und einige Truckfahrer haben sich mit uns die Wärme am Ofen geteilt. Unser Gastgeber setzt sich zu uns, fragt uns ein wenig aus und kommt uns zuvor. Denn wir hatten uns schon gefragt, wann und wie wir mal fragen wo genau wir denn hier schlafen könnten. Er zeigt es uns. Wir schieben Emma & Emil einmal ums Haus herum und auf der Rückseite tauchen containerartige, angebaute Räume auf. Er schließt die Tür auf und wir befinden uns tatsächlich in einem Raum mit großem Doppelbett. Der Raum ist zwar ebenfalls kalt, aber allemal besser als jetzt im Zelt zu liegen. Wir können unser Glück kaum fassen als er dann noch die Wolldecken beiseite schiebt und uns erklärt, dass wir jetzt unsere Schlafsäcke rausholen und aufs Bett legen  sollen, damit die Heizdecke(!) ordentlich anwärmen kann und es schön warm ist wenn wir ins Bett gehen. Eine Heizdecke unterm Schlafsack... Wie cool ist das denn bitte? Wir machen alles bereit und kommen dann noch auf ein wenig Ofenwärme und ein paar Plastikbecherchen Tee zurück mit in den Gastraum. Zwei weitere Trucker sitzen ebenfalls am Ofen und fordern uns regelrecht dazu auf ihr Essen mit ihnen zu teilen. Scharf aber lecker. Unser Gastgeber kommt auch noch dazu und wir tauschen uns im Rahmen der Möglichkeiten noch ein wenig aus. Irgendwann muss er anfangen zu lachen und wir schauen uns verwirrt an. Er hält uns sein Handy unter die Nase. Ein Video aus einem Restaurant von zwei Menschen die was essen. Aber warte mal... das sind ja wir. Hä und wer hat uns bitte beim Essen gefilmt? Ich meine das wir ungefragt gefilmt & fotografiert werden kennen wir ja. Aber wieso hat er das oder besser gefragt, denn das verstehen wir gerade, wieso ist das Video im Internet zu sehen? 

 

Und so kam es, dass wir Bekanntschaft mit der chinesischen Version von Instagram machen. Witzig. (Anmerkung: aber wirklich nutzen tun wir es nicht) Aber schon ganz witzig, dass es für die Chinesen so interessant ist wenn zwei Touris bei denen in einem Restaurant sitzen und einfach nur was essen 😂 China eben... 

 

Wir trinken noch ein paar Schlucke und dann ziehen wir uns in unsere Kammer zurück. Es ist ein Hochgenuss in den Schlafsack zu krabbeln und von unten kommt stetig Wärme! Großartig. Nur leider scheinen die Chinesen entweder selbst sehr gerne hart zu schlafen oder sie denken das Reisende dies bevorzugen. Es ist absolut nicht das erste Mal das wir extrem zu hart schlafen. Gute Nacht auf unserem Holzbrett mit Heizdecke. 

 

Lena

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Kommentare: 1
  • #1

    Viola (Donnerstag, 11 Januar 2018 12:05)

    Gibt es die Möglichkeit, den Clip zu sehen, der im "chinesischem Instagram" gepostet ist? Ich fände es spannend zu gucken, um vielleicht eine Idee zu bekommen, was man in China daran interessant finden könnte.
    Und Emils frostige Ausstattung ist ja auch sehr elementar... alles, was ein Fahrrad braucht: Kochlöffel und Schwamm!