3 Tage in den Bergen

Albanien - Mitte August 2018

Wir verlassen Griechenland und hinter der Grenze geht es direkt wieder hoch ins Gebirge, also eigentlich genauso weiter wie wir es aus Griechenland gewohnt sind. Berge rauf und Berge runter. 

 

Wir wissen, dass in ca. 17km das nächste Dörfchen kommen wird und da wollen wir vorm Mittag noch ankommen. Der Inhalt unserer Taschen reicht gerade mal für ein zweites Frühstück. Also heißt es jetzt: Beinarbeit. Die Straße schlängelt sich hinauf, wir kommen auf der asphaltierten Straße gut voran. Das Dörfchen immer in Sicht, vorbei an trockenem Gebüsch und der gnadenlosen Sonne ausgesetzt. Ab und an kommt ein Auto vorbei aber viel ist hier nicht los. Wie auch schon in Griechenland gibt es überall kleine Wasserstellen am Straßenrand. Mal in Form von gebauten Brunnen und mal ist es auch einfach nur ein Plastikrohr aus dem eiskaltes und klares Wasser kommt. Nach Südostasien der absolute Radfahrer-Himmel. An einer dieser machen wir halt, füllen unsere Vorräte auf und mumpeln alles was wir ohne Kochen verzehren können. Wir hocken in einem der kleinen Schatten im Straßengraben. An uns vorbei laufen vollbeladene Esel, mal mit Mensch mal mit Gestrüpp auf den Rücken. 

Die Sonne heizt uns mächtig ein als wir um 11:30 wieder aufsitzen. Eigentlich versuchen wir immer gegen 12 Uhr, spätestens um halb eins, Mittagspause zu machen da es um diese Zeit viel zu heiß wird zum fahren. Aber heute kommen wir wohl nicht drum herum. Beim fahren bemerken wir dann irgendwann, dass wir mit dem Länderwechsel ganz unbemerkt wieder eine Zeitzone durchfahren sind. Und so ist es zwar noch genau so heiß aber immerhin haben wir noch eine Stunde mehr Zeit zum Kilometer machen und bevor die Sonne untergeht. 


Neues Land, neues Glück

Als wir gegen 13 Uhr in Leskovik ankommen, überrumpelt uns der quirlige Ort. Eben noch waren wir auf dieser fast leeren Straße und hier ist alles voller Menschen, überall sind Cafes und laute Musik schallt aus dem Innern einiger Häuser. Wir werden auch direkt von einer Frau angesprochen, auch wenn wir kein Wort verstehen ist klar, dass wir in ihr Lokal kommen sollen. Wir müssen uns jedoch erst einmal sammeln. Stefan fragt mich: "weißt du ob die hier Euro haben oder hat Albanien eine eigene Währung?" Wir schauen uns an und müssen schmunzeln. 

Irgendwer sagte mal: "Je länger man unterwegs ist, desto weniger müsse man planen". Diese Situation ist eines der besten Beispiele hierfür. Wir sind heute morgen einfache so ohne jegliche Kontrolle an den Gebäuden der Grenzen vorbei gerollt. Haben weder nach der Währung geguckt noch können wir irgendein Wort in der Landessprache. Da stehen wir nun und brauchen Mittag und dafür wiederum ggf. Geld. Was also tun?

Stefan läuft los zu einem kleinem Supermarkt und kommt mit der Erkenntnis, dass wir wohl Geld wechseln oder einen ATM finden müssen wieder. Denn: Oliven, ob nun 100g oder 1kg für 16.000, hier kann es keinen Euro geben. Einen Automaten soll es laut MapsMe geben und tatsächlich finden wir ihn auch in jener kleinen Seitenstraße. Und wie ist nun der Kurs? Wir könnten zwar einfach was abheben aber unsere Erfahrung lehrt uns, dass dies manches Mal ganz schön viel kosten kann wenn man nicht aufpasst. Also laufe ich los. Auf der Suche nach Internet frage ich schließlich drei Männer, die vor einer Apotheke sitzen, ob sie English sprechen. Es wird verneint, zumindest deute ich deren Kopfschütteln und Schulter zucken so. Dann halte ich ihnen mein Handy hin, lege den Kopf leicht schief und frage mit dem Finger auf mein Handy zeigend "Wifi?" Ein lächeln geht durch die Runde und tatsächlich wird mir ein Passwort ins Handy getippt. Mit Internet bewaffnet erfahren wir, dass der Automat sage und schreibe ganze 5,50€ von uns haben will. Das ist uns eindeutig zu viel. Nun geht Stefan noch mal zu den Männern vor der Apotheke und fragt nach Money Change. Einige Wörter scheinen sie dann doch zu verstehen;) Im nächsten Minimarket ist es scheinbar möglich. Zwar auch mit Verlust aber dieser ist deutlich geringer als wenn wir uns Geld am Automaten holen würden. 

Mit Geld in den Taschen können wir nun auch unsere Mägen mit Mittag füllen. Und kaufen den teuersten Joghurt der gesamten Tour. Vier kleine Becher für 4 Euro. Aber das passiert einem eben, vorallem am Anfang in einem neuen Land. Die Auswahl an Obst und Gemüse ist nicht gerade groß und so renne ich nach dem Mittag im Zick Zack zwischen den drei kleinen Geschäften des Ortes hin und her, bis ich wieder genug für die kommenden zwei Tage zusammen habe. 

 

 

Camping Idyll

Als wir danach den Ort wieder verlassen, dauert es keine 5 Minuten bis wir uns in einsamer Natur wieder finden, uns die Straße mit ein paar Kühen teilen und uns langsam bergauf bewegen. Wir sind von trockenem Gestrüpp und grünen Hängen umgeben. In der Ferne lassen die grünen Berghänge mehr Schattenplätze erhoffen. Und auch der kleine Ort liegt eingebettet von Bäumen und grünen Wiesen. Von einem anderen deutschen Radler Pärchen wissen wir von einem kleinem Campingplatz auf der Farma Sortira in den nächsten Kilometern. Eigentlich hatten wir viel mehr Kilometer für heute vor aber: erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Den Campingplatz erreichen wir nach einer Kekspause und einer kleinen Abfahrt am frühen Nachmittag. Ein Schatten-platz ist nicht mehr notwendig, da die Sonne schon tief genug steht und auch die wenigen Gäste kommen uns sehr gelegen. Wir verschaffen uns eine kurze und eisige Abkühlung im Pool. Dieser ist gerade mal 2 Meter breit dafür aber 20 Meter lang und so eiskalt, dass wir nach drei Bahnen wieder raus in die Sonne müssen. Zum Abend lassen wir uns dann noch vom zugehörigen Restaurant bekochen und unterhalten uns noch ein bisschen mit unseren interessierten Nachbarn, bevor wir uns in unser Zelt verkriechen. 

Das Frühstück ist im Preis inbegriffen und tatsächlich gar nicht so schlecht und üppig. Zumal wir auch noch die Hälfte von unseren Nachbarn geschenkt bekommen. So satteln wir die Esel mit Eiern, Schafskäse und Pflaumenkompott in den Taschen und radeln weiter ins albanische Gebirge. Die Straße führt entlang eines Berghangs und bietet uns traumhafte Aussichten von unseren Drahteseln. Auch hier ist nicht viel Los. Gerade als wir Eva in die Lüfte schicken, kommen uns zwei Radler entgegen. Komische Kautze, aber das haben die sicherlich auch von uns gedacht.  Die wollten sich einfach nicht sagen lassen, dass Tadschikistan nicht gleich Afghanistan ist und somit auch nicht überall in den "Stan-Ländern" Krieg herrscht. Dann sind wir eben seiner Ansicht nach durch Kriegsgebiet gefahren. Einige Menschen wollen eben glauben sie wissen es besser!

Hinterland

Wenig später radeln wir vorbei an Schafherden und Weideland. Die Berghänge haben für ein weites Tal Platz gemacht. Es ist sehr warm aber bedeckt, was das ewige Auf und Ab heute ganz erträglich macht. Und trotzdem fällt unsere Wahl bei der Mittagspausen-Platz-Suche auf einen Baum an der Kirchenmauer eines kleinen Dorfes. Die Mauer leistet uns treue Dienste als Tisch, ob nun für Essen oder für die Füße gleichermaßen - ein seltener Luxus. Nach einer ausgiebigen Pause geht es weiter. Da unsere Vorräte mal wieder aufgefüllt werden müssen, können wir nur hoffen dass der Minimarkt auf MapsMe auch in der Realität existiert. Tut er und zu unserer Freude und erstaunen sogar mit einem ganz ordentlichem Gemüse-Sortiment! Doch unsere Freude ist schnell versiegt, als wir den Laden wieder verlassen. Für die Paar Sachen haben wir umgerechnet über 12€ bezahlt. Wer sagte noch gleich, dass Albanien so billig sei?

Unser Weg führt uns am Abend wieder bergauf und die Chancen auf einen guten Spot für die Nacht werden immer geringer je höher wir kommen. Immer mal wieder kreuzen kleine Trampelpfade die Straße. Wir erkunden jene zu Fuß, jedoch ohne Erfolg. Bei einem dieser Erkundungsgänge, stolpere ich regelrecht über eine junge Hündin mit 8 kleinen Welpen. Die haben alle noch die Augen zu und jaulen und schreien was das Zeug hält. Es ist ein sehr rührendes und gleichzeitig auch trauriges Bild. Wir plündern unsere Taschen, finden noch ein bisschen Brot. Dies überzeigt die Mutter nicht wirklich aber als ich ihr ein gekochtes Ei zurollen lasse, da ist ihr Interesse geweckt. Im nu wird auch das Zweite verschlungen und wenn man schon einmal steht dann kann man ja auch noch das trockene Brot runter zwingen. 

Wir müssen weiter, denn nicht mehr lange und uns umhüllt die Dunkelheit. Auf der Karte ist in ca. 1,5km ein Aussichtspunkt etwas abseits der Straße eingezeichnet, da wollen wir es versuchen. Der eingezeichnete Strichelweg entpuppt sich als Treckerspur und der Aussichtspunkt: Naja. Die Aussicht ist schön aber nun auch nicht überwältigender als von der Straße aus. Aber für unser Zelt reicht der Platz und für das Frühstück ist es die ideale Aussicht!

 

Für Stefan war die Nacht sehr kräftezehrend. Im Stundentackt konnte er gar nicht schnell genug aus Schlafsack und Zelt kommen. Glücklicherweise beruhigte sich sein Magen gegen morgen wieder und so beschlossen wir noch ein wenig länger zu schlafen. Als ich dann ca. 2 Std. später aus dem Zelt krieche und mich neben Stefan in meinen Stuhl plumpsen lasse, geht der Misst bei mir los. Und ich dachte noch, mensch da hab ich ja Glück gehabt. Pustekuchen. Wir grübeln und einigen uns darauf, dass die Würstchen gestern Abend die Übeltäter gewesen sein müssen. 

Bis in die nächste Stadt und damit zum nächsten Hostel sind es gerade mal 20km und zudem geht es wohl nur noch 3km bergauf und dann abwärts. Wir nehmen die Strecke in Angriff, kommen aber nur sehr langsam voran. Mich überkommen immer wieder in Wellen unangenehme Krämpfe. 7km vor Korca entscheiden wir uns für eine kurze Pause im Schatten eines großen Hauses. Aus gewollten 10min. hinlegen werden ca. 1 Stunde. Ups, das war wohl nötig! Wir schleppen uns, ich in Stefans Windschatten, in die Stadt und zum Hostel. Bekommen das letzte Bett im umfunktionierten Wohnzimmer, gehen Duschen und Schlafen. Zum Glück ist gerade alle Welt draußen, beim Bierfestival der Stadt. Ba, wenn ich nur daran denke...

 

Lena

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Till Zimmer (Dienstag, 25 Dezember 2018 15:52)

    Wie immer wunderschöne Bilder und ein toller Bericht. Da müssen wir wohl in den nächsten Jahren mal nach Albanien. Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr.