Tadschikistan: Panji


Tadschikistan 04.09.17
In Dushanbe starten wir den Pamir-Highway 
Wir hatten uns zusammen mit Ross & Alessia (rolling.east) von Duschanbe über die sogenannte Nordroute nach Kalai Khum entschieden. Die Nordroute, so hieß es: "sei die mit den schlechteren Straßenverhältnissen, dafür würde man mit tollen Ausblicken belohnt werden". 
Dies können wir nur bestätigen. Also letztlich beides. ☺️ 
Die Straße (asphaltiert so, dass wir sie in Deutschland auch als Straße bezeichnen würden) existiert gerade mal die ersten 100km und dann folgen wir der holprigen und steinigen Piste. Ich wusste gar nicht, dass es sooooo viele verschiedene Arten von Schotter gibt. Aber die Aussichten, nah wie fern, ändern sich stets und sind schwer beeindruckend. 
Gestern Nachmittag haben wir unseren ersten wirklichen Pass mit 3.252m erklommen. Das war hart und anstrengend aber auch ein tolles Gefühl, wir haben ihn bezwungen. ☺️
Aufgrund fortgeschrittener Stunden haben wir dann 10km vor Kalai Khum unser Zelt aufgeschlagen. Die anderen sind uns ein paar Tage voraus, da wir wegen erster Magen-Darm Probleme zwei Ruhetage eingelegt hatten. 

Der Grenzfluss: Panji
Heute früh sind wir, nach einem weiteren Check-Point (welche in regelmäßigen Abständen unsere Pässe inkl. Visa sehen wollen und die Daten per Hand in Bücher übertragen) die letzten km nach Kalai Khum hinunter gerollt. 
Nach ein paar Erledigungen, Tee trinken, Mittag essen und Geldtauschen fahren wir, inzwischen ist es 15:00, wieder los. Kaum dass wir den Ort hinter uns lassen taucht der Panji, der Grenzfluss nach Afghanistan, in unserem Blickfeld auf.
Eine reißende braune Brühe schießt ein paar Meter unter uns entlang. 
Und auf der anderen Seite? Ja da liegt tatsächlich Afghanistan! Fühlt sich irgendwie seltsam an. Ein Land von dem man aus den Medien, wenn dann eher negatives weiß, (es sei unsicher und gefährlich und vieles mehr) liegt nun zum greifen nah und scheinbar friedlich vor uns. Gerade mal 10 Meter trennen uns. Es ist nicht ganz einfach den Mix meiner Gefühle mit Worten auszudrücken. Unsicherheit aber auch ein großes Interesse mischen hierbei auf jeden Fall mit.
Und was sehen wir? Felsen und ein bisschen Grün. Als wir weiter fahren, tauchen auf der anderen Seite endlich Häuser auf. Klingt jetzt als wenn das ganz untypisch wäre aber ich ertappe mich immer wieder dabei, dass ich versuche das Gesehene Häuser, Menschen, Natur) auf der anderen Uferseite mit dem auf unserer zu vergleichen. Sieht es da genauso aus? Um ehrlich zu sein, nein! Die Häuser sind vielmehr Lehmhütten und das, was sich grün von den Felsen abhebt, sind Felder, Ackerbau. 

Kleine graue Sandbänke tauchen zwischen den riesigen Steinhaufen am Ufer auf und mitten drin springen halbnackte Kinder herum. Planschen bzw. schwimmen und lassen sich im riesigen Strom treiben. Weit und breit kein Erwachsener zu sehen. Sind die verrückt? Das ist doch sau gefährlich. Dagegen ist das Planschen in der Hamburger Elbe nix. Aber hier scheint das normal zu sein.
Die kommenden 6 Tage geht es immer am Fluss entlang. Auch wenn sich die Farbe trotz anders farbiger Zuströme nicht ändert, ändert der Fluss ständig seine Gestalt. Mal rauscht er ohrenbetäubend an uns vorbei und dann verteilt er sich in der Größe eines ruhigen Sees und fließt sachte vor sich hin. 
Die Menschen auf der anderen Uferseite pfeifen genauso wir auf unserer, winken oder schauen einfach nur zu uns herüber. Ich frage mich ob die sich manchmal fragen, warum eigentlich kein Radler auf deren Seite fährt? 
Es stehen genauso zerfallene Gebäude herum und es wird neu gebaut wie hier. Wir konnten sogar beobachten wie eine neue Straße, vorerst wohl nur ein Trampelpfad mit Hand-Werkzeugen in den riesigen Felsen geschlagen wird. 
Im Großen und Ganzen sieht die andere Uferseite sehr viel weniger besiedelt aus. Straßen sind auch eher spärlich vorhanden aber Landwirtschaft ist auf beiden Seiten immer wieder zu sehen, sofern es die Felsformationen hergeben. 

 

Viele Eindrücke beschäftigen und begleiten mich gedanklich noch lange, auch als wir in Khorog die Schlucht und damit auch den Panji verlassen um uns ins Gebirge zu begeben.  
Lena

Kommentar schreiben

Kommentare: 1
  • #1

    Rüdiger (Montag, 30 Oktober 2017 18:52)

    Ja, ist schon ein beklemmendes Gefühl, so nahe am Krieg zu sein. Aber vor noch nicht all zu langer Zeit gab es auch in Europa Krieg, Kosovo und so. Vergessen wir manchmal...
    Beeindruckende Berg- und Flusswelt. Die Mühe hat sich also gelohnt.
    Weitermachen! Ich freue mich schon auf den nächsten Eintrag.