Inzwischen sind wir schon über 5 Monate im Lande und mit unserem Blog mächtig im Rückstand. Aber wir möchten euch unsere letzten 1,5 Monate im Sattel nicht vorenthalten. Während wir dieser Tage ohne Emma & Emil und dafür zu Fuß die Vulkaneifel erkunden hier noch ein kleiner Einblick von Kroatien, Slovenien, Italien und Österreich.
Italien - Ende September 2018
Triest
Nachdem wir Istrien mit einer weiteren Fähre erreicht hatten und dieses innerhalb von 3 Tagen durchradelt sind und Slovenien einen Besuch von gerade mal 23 Stunden abgestattet hatten sind wir nun in Italien. Genau genommen in Triest. Zu allererst geht es steil bergauf zu einem Radladen, da bei Stefans Hinterrad die Speichenspannung überprüft werden muss. Das ist glücklicherweise nur eine Aktion von 10 Minuten, die uns auch noch mit einem netten Gespräch und unserem ersten italienischen Cafe versüßt wird. Danach holen wir bei einem Warmshowers-Host unser letztes Päckchen aus der Heimat ab und verbringen anschließend mehrere Stunden in einem Café mit Mails beantworten, Blogartikeln schreiben, weitere Hosts kontaktieren und natürlich mit Kaffee trinken! Wir kaufen noch was ein und verlassen Triest Richtung Norden. Doch nicht ohne an DEM "Strand" von Triest entlang zu radeln. Doch hier sind wir es, die wohl etwas dämlich drein schauen. Die gesamte betonierte Promenade ist voll gepflastert mit Menschen auf Handtüchern, Stühlen und Liegen, alles läuft in Badebekleidung herum, macht Picknick, sonnt sich oder geht baden, eben wie am Strand nur ohne Sand. Irre.
Abseits kleiner Nebenstraßen finden wir auch ein kleines Fleckchen für die Nacht. Nicht unweit befindet sich ein kleiner Brunnen. Doch heute Abend muss Stefan das Wasser holen, denn mich jagen sonst die Mücken, die diesen Brunnen wohl ihr eigen nennen:) Und dank Ortlieb Faltschüssel gibt es heute Abend sogar eine kleine Dusche!
Alpe - Adria - Trail
Der Morgen begrüßt uns mit einer mittelmäßig dicken Wolkenschicht. Wir radeln landeinwärts, mit grandiosem Rückenwind auf der Hauptstraße und schaffen tatsächlich 40km vor dem zweiten Frühstück. Kurz vor dem Mittag erreichen wir den "Alpe Adria" Radweg. Wow, der schien einem immer noch voll weit weg. Ebenso wie die Alpen und nun stehen wir kurz davor. Also nehmen wir nun die letzte Etappen die uns noch von Deutschland trennt in Angriff. Das Land, welches wir vor über 1,5 Jahren auf unseren Eseln verlassen haben um nach Thailand zu radeln. Und jetzt? Kommen wir einfach wieder zurück! Was heißt Deutschland für uns? Und was heißt es wieder in die bisherige Heimat zurück zu kommen. Fragen, die ich oft genug gerne vor mir her geschoben habe, da ich das hier und jetzt noch genießen wollte. Aber immer öfter versuchen wir zusammen oder jeder für sich Antworten zu finden. Aber nicht hier in diesen Zeilen :)
Ich fülle noch einmal unsere Vorräte bei Lidl auf, wobei ich echt aufpassen muss, nicht das gesamte Sortiment mitzunehmen. Alles sooo verlockend. Sonne und Regen geben sich heute die Hand und so warten wir immer mal wieder auf eine Regenpause und können während unseres Mittags auch wieder alles in der Sonne trocknen. Unser Tagesziel erreichen wir heute nicht und Gegenwind macht es uns auch nicht gerade leicht. So entscheiden wir uns für eine versteckte Wiese und kommen tatsächlich vor den ersten Regentropfen mit vollen Mägen ins Zelt.
Frühstücken im Außenzelt
Der Regen ist zwar nicht doll aber auch heute morgen noch anhaltend. Also beschließen wir unser Innenzelt abzubauen und auf dem Footprint im Außenzelt zu frühstücken. Eine gemütliche, muckelige und trockene Höhle. Tatsächlich das erste Mal, dass wir das so machen. Aber irgendwann ist auch der letzt Schluck Kaffee getrunken und alles eingepackt. Also raus in den Nieselmist.
An einem Bahnübergang stehen wir und warten. Auf der anderen Seite warten ebenfalls drei ältere Herrschaften. Auf einem Touringbike, einem Fatbike und einem E- Bike. Coole Kombi. Einer fängt überlaut eine Unterhaltung mit uns an. Sehr lustig. Als der Zug endlich vorbei ist, gesellen sie sich zu uns und wir haben einen netten Austausch. Stefan darf sogar mal Fatbike fahren und ist schwer begeistert. Wir wünschen uns gegenseitig noch eine schöne Zeit und machen uns auf nach Udine. Hier suchen und finden wir nochmal ein passendes Café zum Internet nutzen. Schon wieder denkt ihr? Ja, schon wieder! Erstens dauert alles länger als geplant und zweitens kann man im Zelt ja nichts hochladen :)
Unser Mittag, bestehend aus Suppe und Salami-Broten, bereiten wir am Stadtrand zu. Eine junge Frau schaut etwas angewidert während ein älterer Herr versucht ein kurzes nettes Gespräch mit uns zu führen. So unterschiedlich sind die Reaktionen eben
Vermissen
Danach geht's weiter. Es schauert immer mal wieder und der Wind war auch schon mal besser. Wir fahren mal über Schotterwege, mal über Straßen, aber noch ist alles flach! Wir wollen noch bis zum Fluss und dann ist Schluss. Deshalb halten wir nach Wasserspendern Ausschau. Ein Pärchen wechselt vor uns die Straßenseite und spricht uns auf deutsch an. Wenig später sitzen wir bei Lebkuchen (oh gott - diesen Geschmack hatte ich glatt vergessen) und Espresso auf deren Terrasse für einen kurzen Schnack. So können wir nun sagen, dass wir einen Kaffee im "dunklen Loch", so heißt der Ort hier übersetzt, getrunken haben. Wir verabschieden uns und machen weiter. Ein Flecken Wiese hinter ein paar Bäumen wird wenig später zu unserem Nachtlager. Es gibt Kartoffelsuppe mit Sonnenuntergang hinter schneebedeckten Gipfeln.
In den letzten Tagen überkommt immer mal wieder einen von uns eine Welle der Sentimentalität/Traurigkeit. Ja wir freuen uns auf zu Hause ABER dies ist nun gerade unser Leben und so anstrengend es auch manchmal sein mag - wir sind zufrieden und werden es sehr vermissen. VERMISSEN im Sonnenuntergang zu kochen. Morgens das Zelt aufzumachen und der Sonne beim aufgehen zuzuschauen. Denn ja, unser Wecker klingelt auch in der Natur noch immer um sechs Uhr in der Früh. Vermissen durch Wiesen, Wälder und Dörfer zu radeln. Vermissen morgens nicht zu wissen wie und wo unser Tag enden wird. Wir werden nicht einfach mal unser Frühstück in Slovenien und unser Mittag in Italien genießen und den Mittagsschlaf am Strand machen können. Schnief!
Aber noch können wir das, also ab ins Zelt und die Blogeinträge von Zweizimmerfernwehrad vorlesen & genießen.
Der Himmel ist blau und die aufgehenden Sonne beleuchtet ein paar Schäfchenwolken. Wieder so ein schöner & gleichzeitig etwas trauriger Moment!
Wir frühstücken und machen uns in Richtung Berge auf. Aber vorerst durch ein Wald- und Wiesengebiet direkt am Fluss entlang. Die Sonne scheint und das Bergpanorama rückt immer näher. Wir bekommen von einem alten Herren, der Wallnüsse sammelt, welche geschenkt und fahren munter und heiter weiter. Die Steigung von 1% fühlt sich viel krasser an, da uns der Gegenwind mächtig Probleme bereitet. Der Radweg schlängelt sich zwischen Fluss, Straße und leider der alles übertönenden, romantischen Autobahn. Uns kommen immer wieder Radgruppen, vorzugsweise auf E-bikes, den Berg herunter entgegen und werden etwas neidisch auf deren Rückenwind. Zum Mittag gönnen wir uns ein "spezial Grill Hähnchen" und Pommes zum mitnehmen. Wir genießen sie in der Sonne während unsere Wallnüsse trocknen. Neben den geschenkten Nüssen haben wir noch ungefähr zwei Tüten voll selbst Gesammelter, die alle vom Wind der vergangen Nächte runtergeholt worden waren.
Wie fahren durch mehrere Tunnel aber der krasseste liegt schon hinter uns. Wir fahren rein, ins stockdunkle und dann, wie von Geisterhand, geht ein Lichtband an der Decke an und erleuchtet den Tunnel immer wieder ein weiteres Stück. Wir Schrauben uns gegen den Wind immer weiter hoch. Gegen halb fünf entschieden wir uns für weitere 9km um aufzuwassern und dann reicht es uns mit ca. 50km. Wasser finden wir vorher und das Zeltplatz-Urmel findet in den Höhen natürlich noch einen grandiosen Wiesen Zeltplatz. Wir wuchten die Esel hoch und machen den Liegetest. Dabei bleiben wir auch einfach mal kurz liegen und genießen die Berge. Dann wird es von jetzt auf gleich wahnsinnig frisch. Aufbauen und kochen. Wir hatten bei unserer Ankunft schon keine Sonne mehr aber jetzt haben wir tatsächlich frostige Finger. Brrrr. Schnell essen und dann ab ins Zelt. Drinnen muckeln wir uns ein und trinken selbst gepflückten, frischen Salbei Tee aus Kroatien und essen Schokolade. Jammi. Noch einmal in die Büsche und dann murmeln wir uns tief in die Schlafsäcke. Nachts um zwei bei vier Grad aufs Klo. Brrrrr
Falls ihr uns noch etwas näher folgen möchtet, dann abonniert einfach unseren YouTube-Kanal: Alles in 12 Taschen
Abonniere unseren YouTube-Kanal
Instagram-Feed
Kommentar schreiben