Alpe Adria Trail #2

Aus Villach starten wir mal wieder etwas später als zu unserer normalen Zeit aber wir sind ja nicht in Eile. Wir folgen der Drau zumeist auf gutem Kies oder Schotter, wenn nicht sogar auf Asphalt. Zumindest für die ersten Kilometer an diesem Tag schießen wir durch's flache Land. Mal haben wir die Drau links von uns, mal rechts und immer wieder kreuzen wir die idyllisch leise Autobahn. Ein Zug trägt neben der befahrenen Landstraße auch noch zur allgemeinen Geräuschkulisse bei. Also von Stille kann leider nicht wirklich die Rede sein! 

 

Das Tal weitet sich, die Autobahn entfernt sich und am Horizont sind die ersten Schneegipfel zu sehen. Die Drau ist zwar trüb aber dennoch türkis. Mit einer letzten Banane und ein paar Nüssen kommen wir gegen 13 Uhr beim ersten Hofer (Aldi) an. Davor steht ein Tourenrad mit offenen Taschen. Schuhen stehen davor, einsam und verlassen. Ich gehe einkaufen und als ich wieder komme steht bei Stefan ein etwas unruhiger Geist, Pole oder Spanier, wir haben es uns nicht merken können (und ja - das war nicht wirklich rauszuhören!). Er packt sein Rad und fährt davon. Wir sammeln alles zusammen und machen auf dem Rasen nebenan Mittagspause mit leckerem Dinkel-Wallnuss-Brot und verschlingen es gänzlich. Nach einer Schlummerpause geht's weiter. 

 

Wir wollen morgen den Auto-Überführungszug bekommen, denn ein Teil der Strecke kann man nicht fahren - da geht's nur mittels Bahn durch den Berg. Wir wollen noch relativ nah an die Bahnstation herankommen, weil wir die letzten 8 km mit 500 Höhenmeter überwinden müssen und nicht erst abends am Gleis ankommen wollen. Das Tal wird mit Ende des Tages wieder etwas enger und die Sonne kommt ab halb fünf nicht mehr zu uns herunter. Also bei einer Dattel-Pause die Hosenbeine wieder an und etwas eingepackter weiter um nach einem geeigneten Platz für die Nacht zu suchen. Für unser Lager werden wir am Waldrand hinter einer Seilbahnstation fündig. Es kommen immer wieder kalte Winde vorbei und so verschwinden wir früh im Zelt. Wir lesen und tippen noch ein bisschen. Um uns herum läuft und knackt es ganz arg, aber auch darüber können wir einschlafen. 

Auto-Überführungszug
Unsere bevorstehenden Kilometer inkl. Höhenmeter radeln wir gut gestärkt auf einer Pobacke ab. In Mallnitz steuern wir direkt den Bahnhof an. Von hier müssen wir ein paar Minuten mit dem Autoüberführungszug fahren, da es keine Straße gibt. Tja - hätten wir beiden einmal unsere Gehirne richtig angeschalten, dann wäre hier alles ganz schnell gegangen. Aber wer will es schon einfach & schnell haben :) 
Laut Anzeige gab es zwei Züge. Aber der eine fährt nur eine Station und nicht zu jener, wo wir dachten hin zu müssen. Dann konnten wir am Automaten keine Fahrradtickets kaufen und über die App, die wir uns kurzfristig heruntergeladen hatten, ging es auch nicht.
Einige Telefonate mit der Service-Hotline später wurden unsere Tickets am Automaten ausgedruckt. Nur leider gab es zu wenig Fahrrad-Plätze im Zug, sodass wir mit 2 verschiedenen Zügen, 2 Stunden versetzt, fahren mussten.
Während wir die Tickets besorgen sehen wir etwa 3mal wie ein Zug voller Autos ankommt und abfährt.
Dann musste alles ganz schnell gehen. Mein Zug - ich nahm den ersten und Stefan den zweiten - fuhr auf einem anderen Gleis als erwartet ab. Beim Einsteigen hab ich mich noch kurz gewundert, warum hier jetzt überhaupt keine Autos mitfahren, aber da waren die Türen auch schon zu.
Der Zug raste durch einen Tunnel und meine Gedanken auch. Ähm ... warte mal, was machen wir hier?
Der Zug hält an der ersten Station in Böckstein. Ich möchte aber nach Bad Gastein - also noch eine Station weiter.
Aus dem Augenwinkel erblicke ich neben dem Zug fahrende Autos...
Oh man!
Ich weiß nicht ob ich lachen oder weinen soll, als ich unser "Missgeschick" verstehe.
Warum fährt dieser andere Zug wohl nur eine Station? Warum heißt der wohl AUTO-Überführungszug?
Naja - ab dieser Station gibt's wieder eine Straße ;)
Ich hatte die Infos zu diesem Teil der Strecke auf irgendeinem Blog gelesen und mich auf Bad Gastein konzentriert. Dass man eigentlich nur die eine Station fahren muss um wieder eine Straße unter den Rädern zu haben, habe ich dabei völlig ignoriert. Nach Bad Gastein sollte es gehen und Stefan - naja - der hat mir wohl blind vertraut ;)
Ich steige aus, mache es mir in einer Ecke am Bahnhof gemütlich und mumpel mein einsames Mittagessen während ich auf Stefan warte. 
Nach etwa 2 Stunden kommt er pünktlich mit seinem Zug und grinst mich breit an. Scheinbar hat auch er kapiert, dass wir ganz schön blöd waren.
Na dann!
Mit einem Schmunzeln im Gesicht geht es durch Bad Gastein etliche Höhenmeter hinab. 
Unseren Tag beenden wir irgendwo im Tal, etwas erhöht auf einer Wiese mit tollem Ausblick und frisch gebratenen Kartoffelpuffern direkt aus der Pfanne. Eine wahrlich gute Belohnung für diesen gelungenen Tag!
Auf nach Salzburg
Wir hatten vergebens versucht einen Host in Salzburg zu finden und seit min. 2 Wochen erhalten wir eine Absage nach der anderen. Erst frustriert uns das, aber in ein Hotel wollen wir auch nicht. Also ist der Plan heute ganz nah an Salzburg heran zu radeln um dann morgen früh in der Stadt in einem Cafe unseren Tag zu beginnen, das Netz zu nutzen und noch eine kleine Runde durch die Stadt zu drehen. Guter Plan, aber es kommt, wie sollte es auch anders sein, ganz anders. 
Diesen Vormittag radeln wir durch grüne Wiesen, vorbei an Kühen und mit vielen Bergen und Sonne um uns herum. Ehrlich gesagt haben wir hier das erste Mal das Gefühl wirklich Über die Alpen zu radeln. Es geht viel mehr Bergauf als erwartet. Den zweiten Teil müssen wir leider durch ein schmale Schlucht auf der Straße fahren und durch viel befahrene Baustellen. Das ist anstrengend und unschön..
Doch der nächste Morgen begrüßt uns mit viel versprechendem Rückenwind. An der Salzach auf einer Bank ca 13km vor Salzburg gönnen wir uns ein kräftiges zweites Frühstück. Viele Fahrradfahrer und Jogger kommen des Weges. Wir machen weiter, aber weit kommen wir nicht. Zu unserem Glück.
Als wir auf einer kleinen Brücke kurz halt machen, wird Ines auf uns aufmerksam. Wir erzählen ein bisschen von uns und der Reise, daraufhin lädt Sie uns kurzerhand zu sich ins Gästezimmer ein. Wir sind völlig überrumpelt und sagen einfach mal ja und danke.
Wir dürfen so lange bleiben, wie wir möchten. Ines und ihr Freund Bruno sind tolle Gastgeber. Völlig ungeplant verbringen wir 4 Nächte bei eigentlich völlig fremden Leuten.
Doch es ist wunderbar. Aus der Übernachtungs-Einladung werden also 3 weitere Nächte, ein gemütlicher Nachmittag in Salzburg ohne Räder und Gepäck, Film-Nachmittage auf dem Sofa, lecker Essen und tolle Gespräche.
Ines ist vor einigen Jahren selbst 3 Monate mit dem Rad in den USA unterwegs gewesen. Sie freut sich sichtlich, dass sie uns etwas Gutes tun kann.
An dieser Stelle nochmal: Vielen lieben Dank an die Beiden!

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